Page 7 - 32. Kongress des Club Of Logistics
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Unternehmertum: der Pfuifaktor



         Unternehmen sind – so erscheint es zumindest – zwielichtige Organisationen, die nicht der Selbstverwirklichung
         ihrer Gründer und Leiter dienen dürfen, sondern unter Aufsicht gesellschaftlich sanktionierte Aufgaben zu erfül-
         len haben: den Staat über Steuern finanzieren, Arbeitsplätze schaffen und für alle Zeiten sichern, möglichst hohe
         Löhne bezahlen, die Umwelt schonen, für Gerechtigkeit sorgen, qualitativ höchstwertige Produkte und Services
         möglichst billig (am besten zum Nulltarif) anbieten und mit einem Gewinn möglichst nahe der Nullmarke auch
         noch soziales Engagement demonstrieren.


         Im politischen Programm der Jungsozialisten lesen wir etwas, das durchaus die Sichtweise eines erheblichen Teils
         der Meinungselite in Deutschland widerspiegelt: „Wir Jusos wollen, dass unsere Wirtschaft für die Menschen
         da ist. Sie soll Arbeitsplätze schaffen und sichern. Sie soll in gute Löhne, Forschung und unser Gemeinwesen
         investieren. Sie dient nicht der Bereicherung Einzelner. Die Finanzmärkte müssen stärker reguliert werden und
         die Reichen in unserer Gesellschaft durch höhere Steuern endlich ihren fairen Anteil leisten.“ Der Unternehmer
         als Auftragnehmer der Gesellschaft – hier steht schwarz auf weiß, wie zahlreiche in der Wirtschaft Aktive ihren
         Status innerhalb der Gemeinschaft heute ohnehin erleben, einer Gesellschaft, die in ihren Grunddenkmustern
         sozialistisch daherkommt.

         Gemäß einer YouGov-Studie sehen nur 16 Prozent der Deutschen die Marktwirtschaft als etwas grundsätzlich
         Positives an. 27 Prozent haben eine ambivalente Einstellung und 52 Prozent sehen sie als etwas grundsätzlich Ne-
         gatives. Für knapp zwei Drittel der Deutschen ist die Marktwirtschaft ein System, das die Reichen reicher und die
         Armen ärmer macht, fast die Hälfte glaubt, dass sie die Armen ausbeutet, und fast jeder Vierte meint, unfairer
         Wettbewerb sei Grundbestandteil der freien Marktwirtschaft.


         Wie verträgt sich diese Einstellung mit den enormen Fortschritten, die die Menschheit seit der weltweiten Ver-
         breitung des Kapitalismus auf fast allen Ebenen gemacht hat? Allein seit 1990 hat sich der Anteil der Weltbevöl-
         kerung, der in „extremer Armut“ (Weltbankdefinition: 1,90 $ Einkommen pro Tag) lebt, von 37 auf weniger als
         10 Prozent verringert. Alle Parameter der Lebensqualität zeigen weltweit nach oben, von der Lebenserwartung
         über die Kindersterblichkeit bis hin zur Bildung – von der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und Gütern aller Art
         ganz zu schweigen. Überall dort, wo Reichtum voranschreitet, steigt die Qualität von Luft und Wasser, die Um-
         welt wird sauberer. Rund neun von zehn Amerikanern verdienen heute mehr als ihre Eltern. Dies sind nur wenige
         Fakten aus einer unübersehbaren Fülle von Beweisen dafür, dass die Marktwirtschaft mit ihrer Hauptsäule des
         freien Unternehmertums das beste Rezept zur Förderung des Wohlstands für alle ist. Der Gegenpol der zentralen
         Planwirtschaft hat demgegenüber in den letzten Jahren ein krasses Beispiel seiner „Leistungsfähigkeit“ geliefert:
         Venezuela, ein Land, das so heruntergewirtschaftet wurde, dass Menschen Hunger leiden, selbst das Toiletten-
         papier knapp wird und Gewaltexzesse an der Tagesordnung sind.




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