Page 4 - 31. Kongress des Club Of Logistics
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der Menschheitsgeschichte.

         Globaler und lokaler Handel, globa-
         le und lokale Herausforderungen


         Bereits Ende des 16. Jahrhunderts
         hatte der Seehandel globale Aus-
         maße  angenommen,  womit  der
         Prozess der Globalisierung unum-
         kehrbar  geworden  war.  Techni-
         sche Innovation und eine weitge-
         hende Marktliberalisierung durch
         die politischen Institutionen schu-
         fen besonders ab Mitte des
         19.  Jahrhunderts  aus  Netzen  bi-
         lateraler  Abkommen  einen  tat-
         sächlichen Weltmarkt. Der Handel
         brachte  ein  Plus  an  Wohlstand,
         das  für  jedermann  sichtbar  war
         und allgemein unterstützt wurde,
         so dass der Anteil des Handels an
         der  Weltwirtschaftsleistung  von
         einem Prozent 1825 bis 1900 auf
         acht  Prozent  hochschnellte  und
         sich  bis  zur  Jahrtausendwende
         nochmals auf 16 Prozent verdop-
         pelte.

         Mit  einer  geografischen  Erweite-  nimal, die gegenseitigen materiel-  merce  (wobei  stationärer  und
         rung  des  Handelsraums  ergeben   len Vorteile aber beträchtlich sind.  Online-Handel  verschmelzen  und
         sich  neue  Einflussgrößen  für  die                                  Produktion,  Handel  und  Logistik
         Handeltreibenden:  Außer  den      Die  Beschleunigung  der  techno-  immer  weniger  unterscheidbar
         Veränderungen in der eigenen Re-   logischen  Entwicklung  hat  inzwi-  werden),  der  steigende  Trend  zu
         gion – also etwa bezüglich Bevöl-  schen  zu  einem  Zustand  perma-  regionalen  Produkten  oder  die
         kerungsstruktur,  Lebensgewohn-    nenter  Transformation  unserer  bedarfsgerechte  Versorgung  von
         heiten, Modetrends und so weiter   Zivilisation  auf  allen  Ebenen  und  Ballungsgebieten unter Einhaltung
         – müssen nun auch die  Entwick-    in allen Weltregionen geführt. Für  der  jeweiligen  Umweltauflagen.
         lungen  in  den  Partnerregionen   Handel  und  Logistik  bleibt  dies  Schon  das  schiere  Handelsvolu-
         berücksichtigt  werden:  politische   nicht  ohne  Folgen:  Die  moderne  men  wird  nach  verschiedenen
         Prozesse,  kulturelle  Wandlungen,   Handelsbranche sieht sich mit He-  Studien bis 2050 zu einer Verdop-
         Naturkatastrophen  und  andere      rausforderungen konfrontiert, die  pelung der Güterverkehrsleistung
         Faktoren nehmen Einfluss auf Pro-  in ihrer Vielfalt und schnellen Ver-  führen.  Neue  Produktionsweisen
         duktion, Handel und Logistik. Die   änderlichkeit bisher unvorstellbar  – etwa die In-House- Produktion
         Verflechtung  von  Kulturen  und   waren  und  zu  ihrer  Bewältigung  mittels  3D-Drucker  („selber  her-
         Regionen  durch  den  Austausch    ein  hohes  Maß  an  Sachverstand,  stellen statt kaufen“) – und neue
         von Wissen, Kapital, Produktions-  Innovationsbereitschaft und Krea-  Transport-  und  Verteilungstech-
         gütern  und  Menschen  verdichtet   tivität verlangen. Wichtige Beispie-  nologien werden Handel und Lo-
         sich zu einem Beziehungsnetz, das   le hierfür sind enorm gesteigerte  gistik fundamental verändern. Mit
         über Kulturen hinweg Verständnis   Anforderungen an das intelligente  der  beschleunigten  Ent  wicklung
         schafft  und  am  Ende  auch  dann   Zusammenspiel  von  Handel  und  von  Schwellenländern  zu  Indust-
         den  Frieden  sichern  kann,  wenn   Logistik, das sprunghafte Anwach-  rienationen verstärken sich diese
         die gegenseitigen Sympathien mi-   sen  der  Bedeutung  des  E-Com-   Trends auf globaler Ebene.

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