Page 9 - 33. Kongress des Club Of Logistics
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Tauziehen um Arbeitskräfte – etwa die Nutzung künstlicher Intelligenz und das ma-
schinelle Lernen.
Dies hat eine auch fatale Wirkung auf die Versorgung der
Logistikindustrie mit Arbeitskräften, insbesondere Fah- Die Personalsituation in den Unternehmen wird jedoch
rern. Die Unternehmen klagen zunehmend über Fach- noch durch eine ganz andere Entwicklung beeinflusst:
kräftemangel und rechnen damit, dass sich diese Situation der Integration der Generation Z in die Arbeitswelt. Ihr
noch verschärfen wird. Doch wo die Reise in Deutschland wird eine stark von der Vorgängergeneration abweichen-
bezüglich qualifizierter Arbeitskräfte letztendlich hin- de Einstellung zur Arbeit an sich und zum Verhältnis von
geht, lässt sich kaum mit ausreichender Sicherheit vor- Arbeit und Freizeit attestiert –, und zwar in einer gerade
hersagen. Zu viele Faktoren wirken hier zusammen und für die hoch flexible Logistikindustrie gefährlichen Rich-
nur wenige davon erlauben belastbare Prognosen. tung: Wo beispielsweise bisher hohe Flexibilität hinsicht-
lich Arbeitszeiten und Treue zum Arbeitgeber gefordert
Dazu gehört zunächst die Bevölkerungsentwicklung. Sie und erbracht wurden, müssen die Unternehmen künftig
wird sich trotz eines kurzfristigen Anstiegs der Einwoh- wohl mit weit komplizierteren Verhältnissen rechnen. Die
nerzahl Deutschlands durch die Zuwanderungswelle der heranwachsende Generation Z setzt nach übereinstim-
letzten Jahre bald wieder im Rückwärtsgang bewegen, menden Erkenntnissen der Forschung auf eine bessere
was eigentlich zur Verschlechterung der Arbeitskräfte- Balance zwischen Arbeits- und Freizeit, klar definierte
situation führen würde. Demgegenüber steht aber die und festgeschriebene Arbeitszeiten, detailliert vorgege-
fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung der bene Abläufe und Aufgaben sowie demokratische Ent-
Prozesse. Dadurch verringert sich die Anzahl der pro Pro- scheidungsprozesse und ein hoch kooperatives Umfeld.
zess benötigten Arbeitsstunden erheblich, was Mitarbei- Gleichzeitig nimmt die innere Bereitschaft ab, einem
ter freisetzt und mit einem Rückgang der insgesamt in bestimmten Arbeitgeber treu zu bleiben. Wer bei der
einem Unternehmen erforderlichen Arbeitsplätze ein- Konkurrenz bessere Arbeitsbedingungen vorfindet, wird
hergeht. Wie sich diese Trends am Ende ausbalancieren, kaum zögern, abzuwandern. Und im Gegensatz zu frühe-
ist schwer zu sagen, insbesondere deshalb, weil viele ren Jahrzehnten ist eine Gehaltsanhebung kein Wunder-
kommende Automatisierungsphasen noch in den Kinder- mittel mehr, das Mitarbeiter automatisch bei der Stange
schuhen stecken hält.
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