Page 4 - 26. Kongress des Club Of Logistics
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Planen und den Plan dann in aller Ruhe unbehindert ausführen, ist fast  Manager im Gegenwind der unvor-
        zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden. Schon der preußische Ge- hersagbaren Realität
        neralfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke wusste, was heute auch
        im Unternehmensbereich harte Realität geworden ist: „Kein Plan über- Die  Fundamente  traditionellen  un-
        steht die erste Feindberührung.“ Nur dass heute der Feind das Markt- ternehmerischen       Managements
        umfeld ist.                                                           sind  somit  stark  ins  Wanken  ge-
                                                                              raten.  Zahlreiche  äußere  Einflüsse
        Über das Ende starrer Managementpläne sagt der Wirtschaftswissen- erfordern  ein  permanentes  Nach-
        schaftler Lutz Becker: „Stabile Pläne werden … zunehmend durch agile  justieren von Managemententschei-
                                     Methoden, wie sie das „Agile Manifest“  dungen.  Gleichzeitig  kommen  mit
                                            fordert, ersetzt… Auch wenn agile  der  Übernahme  der  Leitungsfunk-
                                                              Methoden kein  tionen durch eine neue Generation
                                                                              neue  Gedanken,  Managementan-
                                                                              sätze und Prioritäten zum Zug, und
                                                                              ein  genereller  Wertewandel  erfor-
                                                                              dert eine Anpassung der Führungs-
                                                                              stile und -methoden. Flache Hierar-
                                                                              chien und mehr Verantwortung für
                                                                              Mitarbeiter verändern die Entschei-
                                                                              dungsprozesse und Machtkonstella-
                                                                              tionen in den Unternehmen. Zu den
                                                                              wichtigsten Einflussfaktoren auf die
                                                                              Kunst  der  Unternehmensführung
                                                                              gehören


                                                                                  ● Der anstehende Generationen-
                                                                                  wechsel in den Führungsetagen
                                                                                  zahlreicher Inhaber-geführter
                                                                                  Unternehmen.


                                                                                  ● Transformationsprozesse, die
                                                                                  durch Technologien, gesell-
                                                                                  schaftliche Entwicklungen und
                                                                                  politische Umstände verursacht
                                                                                  werden.


                                                                                  ● Plötzlich hereinbrechende
                                                                                  Krisensituationen, die nicht vor-
                                                                                  hersehbar sind.


                                                            organisatorisches  ● Konsequenzen aus dem unauf-

                                            Allheilmittel sind, stehen sie doch   haltsamen
        für einen Paradigmenwechsel: Wir verlassen das Zeitalter der Planung
        und treten zunehmend in ein Zeitalter der Koordination ein. Der Mana- Fortschreiten  der  Internationali-
        ger hat sich vom Planer zum Jongleur gewandelt. Das Zauberwort heißt  sierung  der  Wirtschafts-  und  Ge-
        heute Echtzeitkoordination. Das bedeutet nicht, dass alle Planung obso- schäftsprozesse. Moderne Manager
        let wird. Aber sie spielt eine andere Rolle. Der Plan verliert immer mehr  müssen  Antworten  auf  diese  und
        seine normative Funktion und dient vielmehr dazu, Inkonsistenzen auf- andere  Herausforderungen  finden,
        zudecken und Lernprozesse anzustoßen… Planung wird weniger als Um- wenn sie ihre Unternehmen erfolg-
        setzung von Prognosen verstanden. Vielmehr soll sie gemeinsame so- reich durch die künftigen Marktent-
        ziale Wirklichkeitskonstruktionen und selbsterfüllende Prophezeiungen  wicklungen leiten wollen.
        provozieren.“

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