Page 2 - 35. Kongress des Club Of Logistics

Liebe Mitglieder
des Club of Logistics, liebe Gäste,

wer mit einem gesunden tiefen Schlaf gesegnet ist, braucht nicht selten
eine Aufwachhilfe. Je tiefer der Schlaf, desto lauter muss diese ausfal-
len. Wer sich das Deutschland der letzten Jahre vor Augen hält, muss zu
dem Schluss kommen, dass es eines mächtigen Geläuts bedurfte, dieses
selbst-zufriedene, risikoaverse und Veränderungs-resistente Land aus
dem Dauer-schlaf zu reißen. Das zahme Klingeln eines Weckers aus Sta-
tistiken über fallende Wettbewerbsfähigkeit und sinkende Produktivität
war da nicht ausreichend.

So kam es zu einem Weckruf der explosiven und aggressiven Art: Die
Corona-Pandemie verwandelte große Teile des Landes in eine Art Heilig-
abendzustand, wo Menschen nur noch unterwegs sind, wenn es unbe-
dingt sein muss. Weite Teile der Wirtschaft standen still. Sogar der Krieg
gegen das allgegen-wärtige CO2 wurde unterbrochen. Nichts könnte den
Unterschied besser illustrieren zwischen einer realen Bedrohung der in-
dividuellen Menschen, für die es teilweise um Leben und Tod ging, und
einer nur durch abstrakte Zahlen aufrecht erhaltene Krise, die sich auf
eine Zeit gegen Ende des Jahr-hunderts bezieht. Die Corona-Krise hat den
Menschen, aber auch Politik und Wirtschaft drastisch vor Augen geführt,
wo unsere wirklichen Heraus-forderungen liegen.

Für Deutschland könnte sich die Pandemie-Erfahrung als genau der
Weckruf erweisen, der dem Land gefehlt hat. Kreative Lösungen für inno-
vative Pro-dukte und Dienstleistungen wurden in Rekordzeit geschaffen,
bürokratische Hürden und umständliche Prozesse schlicht umgangen.
Wir Deutsche beka-men einen neuen Schub an Innovationsgeist, der die
vorher zu beklagende Trägheit beiseite wischte.

Jetzt kommt es darauf an, diese Aufbruchstimmung festzuhalten. Sie
muss der Treibsatz für die Rundum-Erneuerung Deutschlands werden,
damit unser Land zukunftsfähig ist. Vielleicht ist es ja naiv, anzunehmen,
dass jetzt alles besser wird. Aber was wir in den letzten Monaten gese-
hen haben, gibt Grund zur Hoffnung. „Geht doch, Deutschland!“, möchte
man rufen, „weiter so!“ Wie dieses „Weiter so!“ konkret ansehen könnte,
darum wird es auf unserem Kongress gehen. Ich freue mich sehr darauf
und bin gespannt auf die Analysen und Zukunftsmodelle, die wir gemein-
sam diskutieren werden.

Ihr Peter H. Voß