Page 3 - 42.Talkrunde_15.April.2024
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Liebe Mitglieder
des Club of Logistics, liebe Gäste,
Liebe Mitglieder
des Club of Logistics, liebe Gäste,
noch nie hörte ich so viele Menschen so oft das Wort Krise im Mund führen wie gegenwärtig. Es mag ja an
der generellen symptomatischen Aufgeregtheit unserer Epoche liegen, in der es darum zu gehen scheint, alle
irgendwie erreichbaren Aspekte des Lebens zu politisieren, zu dramatisieren und zu skandalisieren. Ich frage
zwanzig Jahre existiert der Club nun bereits – ein Erfolg, der im Jahr 2003 so nicht unbedingt vorherzusehen
mich oft, ob wir nicht etwas zu inflationär mit diesem Begriff umgehen, ob wirklich alles, was uns momentan
war. Dem Geist des Club of Logistics folgend wollen wir uns nicht damit aufhalten, uns auf die Schultern
belastet, gleich eine Krise sein muss. Es scheint zum guten Ton zu gehören, ständig neue Krisen auszumachen,
zu klopfen, sondern unseren Blick nach vorn richten.
wobei viele davon selbst verschuldet sind, etwa weil wir zuvor nicht aufmerksam genug auf die möglichen
„Mögest du in interessanten Zeiten leben.” So lautet ein angeblich chinesisches Sprichwort, das als
Folgen unserer Handlungen geachtet haben.
Fluch gemeint ist. Als „interessant“ wurden Zeiten der Krisen, Kriege und Umwälzungen angesehen.
Und so gesehen leben wir heute tatsächlich in Zeiten, die interessanter sind als uns lieb sein kann. Doch
Dennoch ist nicht zu leugnen, dass wir uns in der Gesellschaft, in den Unternehmen und im privaten Bereich
niemand kann sich die Zeit aussuchen, in der er lebt. Menschen werden danach beurteilt, wie sie mit
einer Vielzahl von Spannungssituationen gegenübersehen, die uns herausfordern, aber oftmals auch momentan
den Umständen und Herausforderungen umgehen, die ihre Zeit für sie bereit hält. Wie wir durch Kreativität
überfordern. Da liegt es nahe, fast reflexartig den Begriff Krise in die Runde zu werfen.
und Schaffenskraft Risiken annehmen und Chancen nutzen, um die Welt für uns selbst und die Gesellschaft
besser zu machen, zeigt, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.
Ich sehe in diesem Zusammenhang zwei gegensätzliche problematische Reaktionsweisen. Einerseits einen
Auf unserem Kongress auf Schloss Bensberg werden wir daher das Jahr 2023 als Sprungbrett nehmen
Hang zur Übertreibung. Nur weil wir im Augenblick keine Patentrezepte für die Bewältigung einer Herausfor-
und uns die Welt in zwanzig Jahren vorzustellen versuchen. „Wie wird sich die Welt in den kommenden
derung zur Hand haben, muss nicht gleich nach der Krisenfeuerwehr (in Deutschland heißt dies allzuoft: nach
beiden Jahrzehnten verändern?“, werden wir uns und unsere Talkgäste fragen. „Mit welchen tech-
dem Staat) gerufen werden. Andererseits besteht eine Tendenz, bedenkliche oder potenziell gefährliche Ent-
nologischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen können oder müssen wir rechnen?“ „Wie
wicklungen herunterzuspielen, zu vernebeln oder schlicht zu leugnen. Beide Reaktionen behindern den klaren
wird es der Logistikindustrie gelingen, die gegenwärtigen Probleme nicht nur zu meistern, sondern trotz
Blick auf die Optionen zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben.
Gegenwind und Hürdenlauf positive Akzente zu setzen und ihren weltweiten Spitzenplatz zu halten?“
Es scheint mir darum zu gehen, dass wir unsere Handlungen in Politik und Gesellschaft genauer vor dem Hinter-
grund der Frage beobachten, welche längerfristigen Konsequenzen sie haben, und so durch mehr Transparenz
Für uns alle entscheiden die Antworten hierauf darüber, wie unsere persönliche und berufliche Zukunft
aufkommende kritische Situationen rechtzeitig vermeiden lernen. Hierzu und über Strategien zur Krisenbewäl-
beschaffen sein wird. Der Blick in die Zukunft soll daher nicht als bequeme und halbernste Übung in
Science Fiction gesehen werden, sondern als Versuch, durch realistische Einschätzungen der möglichen
tigung wollen wir uns hier in Berlin vor dem Hintergrund der gegenwärtigen krisenhaften Entwicklungen aus-
Entwickungen eine Grundlage für das Handeln in der unmittelbaren Zukunft zu schaffen.
tauschen und dabei konkrete Lösungsansätze erarbeiten.
Abweichend von der bisherigen Vorgehensweise legen wir Ihnen für diesen Kongress keine typische
Ich freue mich auf Diskussionen, Analysen und kreative Ideen.
Broschüre vor, sondern ein Essay, das den Hintergrund unserer Diskussion erleuchten soll und an dem
sich durchaus gerne die Geister scheiden dürfen.
Ich freue mich auf unsere spannende gemeinsame Arbeit, auf neue
Erkenntnisse und einen kreativen Gedankenaustausch.
Mit freundlichen Grüßen
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Gastgeber Peter H. Voß

